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Kulturstaat DDR

Marxistische Blätter 4_2019

Erschienen am 15.07.2019
9,50 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783961700271
Umfang: 160
Einband: Paperback

Leseprobe

Editorial »Dies ist die Mauer. Bis hier reicht das Denken. Erklärungen liegen erschöpft am Boden. Das Land ist krank. Ihm ist nicht mehr zu helfen … Dies ist die Mauer. Dahinter wohnen die Herren. Vielleicht gehört einfach mal ein Loch gemacht.« (Charles Ducal) Mit unserem Schwerpunktheft zum 70. Geburtstag des anderen und – vor allem vom Standpunkt arbeitender Menschen betrachtet – besseren deutschen Staates, wollen wir ein Loch in die Mauer von Denkverboten machen, hinter denen dem belgischen Dichter Charles Ducal zufolge »die Herren wohnen«. Denn sie haben – nachdem sie die Spaltung Deutschlands betrieben hatten – solange mit Steinen auf die DDR geworfen, bis »DIE MAUER« stand. Und im »wiederbereinigten« Deutschland haben »die Herren« auch noch 30 Jahre nach dem »MAUERFALL« ein fundamentales Interesse am Weiterbestehen der Mauern in den Köpfen ihrer Untertanen. Wir verstehen ihre berechtigte Angst vor der Zukunft und einer Renaissance des Sozialismus. Wer an DDR denkt, soll assoziieren: Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl, 17. Juni, Stasi-Diktatur, Mangelwirtschaft, Schlange stehen, Unrechtsstaat … Und sonst nichts! »Es war alles ganz anders.« Mit diesem Satz – so sagen Zeitzeugen – habe der große Marxist, Literatur- und Musikwissenschaftler Hans Mayer (1907–2001) seine streitbaren Wortmeldungen immer eingeleitet. Ja, die DDR war anders. Sie war etwas anderes und ist trotz 30-jähriger Dauergehirnwäsche, sozialer Diskriminierung und Demütigung ihrer BürgerInnen immer auch noch anders in Erinnerung: als »Friedensstaat«? Natürlich! 40 Jahre ging von deutschem Boden kein Krieg aus. Als »Sozialstaat«? Ohne Frage!2 40 Jahre waren hier die sozialen Menschenrechte nicht nur Verfassungsnorm, sondern wurden Wirklichkeit. Gute Arbeit und bezahlbaren Wohnraum gab es für alle. Bildungs- und Kulturprivileg waren passé. Auch das gab’s für alle. Und: mehr Demokratie als hinter westdeutschen Werkstoren. Was der DDR vor 1989 z. B. Platz als starker »3.Tarifpartner« in westdeutschen Gewerkschaftskämpfen sicherte. Mit den Beiträgen dieses Heftes wollen wir an die DDR als »Kulturstaat« erinnern. Dabei haben wir nicht im Ansatz eine kurze Kulturgeschichte der DDR im Sinne gehabt. Die hat jüngst Gerd Dietrich, drei Bände dick, veröffentlicht. Bereits im vorherigen Heft hat Rüdiger Bernhardt sie ausführlich rezensiert. Unsere Autor*innen – mehrheitlich profilierte Insider mit DDR-Erfahrung – beleuchten herausragende Leistungen der Kunst: der Film-, Bau-, Theater-, der bildenden und schreibenden Kunst sowie der Politik z. B. des Kulturbundes der DDR oder der Bewegung schreibender Arbeiter. Sie liefern damit – aus eigenem Erleben – Puzzlesteine für ein im engen Wortsinn wahrhaftiges – d. h. der Wahrheit verhaftetes – DDR-Bild. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und: Danke an Kai Köhler, der diesen Schwerpunkt zusammen mit Hermann Kopp konzipiert und organisiert hat. LoG

Inhalt

Inhalt Marxistische Blätter 4_2019 Gastkommentar Die Alliierte Merkel, Uli Gellermann Aktuelles EU-Wahldesaster und ein Hoffnungsschimmer in Belgien, Georg Polikeit Technologie-Krieg gegen die VR China, Jörg Kronauer Mobilmachung gegen den Iran , Joachim Guilliard Gewerkschaften, Klimawandel und Mobilitätswende, Stephan Krull »Die Rückkehr zum Mond«, Nina Hager Thema: Kulturstaat DDR Das andere Leben der Anderen, Hans-Günther Dicks Kein hässlicher Regentropfen der Geschichte, Peter Michel 100 Jahre BAUHAUS 14 Miniaturen, das Bauhaus der DDR zu beschreiben, Stefan Amzoll Industrieller Wohnungsbau – alles nur »Platte«?, Bruno Flierl im Gespräch Auf den ersten Blick Die DDR-Literatur in neueren Nachschlagewerken, Kai Köhler Der Bitterfelder Weg und die schreibenden Arbeiter, Rüdiger Bernhardt Werk und Wirken von Elfriede Brüning, Sabine Kebir Theater der Commune oder: 5 Antworten auf eine einfache Frage, Jens Mehrle Die DDR, ihr Theater und ich, Armin Stolper Eine Schatztruhe der Geschichte- Rückblicke auf den erlebten Kulturbund, Ludwig Elm Positionen Die Illusion eines Lexit, Marc Botenga (MdEP) 70 Jahre Grundgesetz – ein Grund zu feiern?, Andreas Fisahn Rezensionen Wladimir Iljitsch Lenin: Der Marxismus über den Staat, Staat und Revolution, Kritische Neuausgabe (Ekkehard Lieberam) Winfried Wolf: Mit dem Elektroauto in die Sackgasse (Stefan Kühner) Bruno Flierl: Haus Stadt Mensch. Über Architektur und Gesellschaft – Gespräche mit Frank Schumann (Wolfgang Richter) Andrej Holm und Claus Schreer: Mietpreis-Explosion und Wohnungsnotstand (Klaus Stein) Josef Foschepoth: Verfassungswidrig! Das KPD-Verbot im Kalten Bürgerkrieg (Rainer Venzke)