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Die soziale Frage

Marxistische Blätter 4_2018

Erschienen am 11.07.2018
9,50 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783961700141
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 Seiten
Einband: Englische Broschur

Leseprobe

Editorial Es gibt -selbst von Apologeten des Kapitalismus- unbestritten, weltweit eine rasant anwachsende, explosive Mischung ungelöster sozialer Fragen. Da hat der Präsident der Europäischen Linken, Gregor Gysi einfach Recht, wenn er in seiner Rede auf dem jüngsten Leipziger Parteitag der LINKEN als vorrangige Aufgabe formuliert, „eine Antwort auf die soziale Frage als Menschheitsfrage zu suchen“. Aber was ist die soziale Frage? Die Summe der vielen? Die von unterschiedlichen Akteuren im politischen Ranking jeweils auf Platz 1 gesetzte? Oder ist sie die Schlüsselfrage, deren Beantwortung die Lösung vieler anderer erleichtert? Zur klärenden Diskussion dieser Frage beizutragen, ist Absicht unseres Schwerpunktthemas. Beabsichtigt ist natürlich die weitgehende Konzentration auf die „Welt der Arbeit“ (incl. der hier Ausgesperrten). Denn für Hegel, Marx und uns, die wir einer Arbeiterpartei nahestehen, war, ist und bleibt die Stellung der (Lohn-)Arbeit in der Gesellschaft die soziale Frage und der Kampf um deren Emanzipation die zentrale Aufgabe unserer Zeit. Was das für die Politik jeder wirklichen Partei der Arbeiterklasse konkret heißt, wird weiter zu diskutieren sein. Arnold Schölzel nähert sich dem Thema philosophisch über Rousseau, Hegel, Marx und Achille Mbembe. Er verweist auf die gemeinsame ökonomische Basis der sozialen Fragen und zunehmende „faktische Rechtlosigkeit“ in der globalen Arbeitswelt. Angesichts „militarisierter (Kapital)Akkumulation“ gehöre die Frage, wer weltweit Interesse an Krieg und Repression habe, „heute unmittelbar zur sozialen Frage“. Rainer Roth skizziert strukturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie den Entwicklungsweg von der Sklavenarbeit zur Lohnarbeit, der geebnet wurde durch „Re¬bellionen, Revolutionen und Krieg, nicht durch die reuige Ein¬sicht“ der Profiteure. Patrick Schreiner behandelt die soziale Frage aus Sicht von Friedrich August von Hayek, dem Godfather aller Marktradikalinskis. Er belegt dabei überzeugend, dass und warum alle „Neoliberalen“ kaum Interesse an der Lösung der sozialen Frage(n) haben, sondern an der Rechtfertigung sozialer Ungleichheit. Petra Heiner geht der Frage nach, welche Bedingungen in der Nachkriegs-BRD das Ideal eines „Normalarbeitsverhältnisses“ bis in die 1980er möglich machten, was darunter zu verstehen war, was aus ihm wurde und warum, und ob die Forderung nach einem „neuen Normalarbeitsverhältnis“ heute ein emanzipatorisches Projekt werden kann. Werner Rügemer schaut genau auf die heutige Plattformökonomie, in der neue Weltkonzerne mit „alten“ Finanziers im Rücken und neuen Formen der Stücklohnsklaverei Millionen Beschäftigte zu Tagelöhnern degradieren. Volkmar Schöneburg schildert, wie der Abschied vom „Sozialstaat“ BRD Seit‘ an Seit‘ marschiert mit der Renaissance des Strafrechts und dem Ausbau eines strafenden Staates, der das berechtigte Bedürfnis aller BürgerInnen nach sozialer Sicherheit, guter Arbeit und Befreiung von der „Geißel Arbeitslosigkeit“ nicht befriedigen kann und will. Dokumentiert werden abschließend Argumente und Alternativen der „Memorandumsgruppe“ alternativer Wirtschaftswissenschaftler sowie der Partei Die Linke zur Arbeits- und Sozialpolitik der neuen/ alten GroKo, deren Verbreitung in der Gewerkschaftsbewegung nur hilfreich sein kann. Nicht nur zur Eindämmung des AfD-Einflusses in der Arbeiterklasse.

Inhalt

Marxistische Blätter 4_2018 Die soziale Frage Aktuelles Weltkonjunktur: Ist die Party vorbei?, Fred Schmid Iran, das Öl und der Dollar, Jens Berger «Erst stirbt das Recht – dann sterben Menschen« Zum Jahrestag des Solinger Brandanschlags im Theater- und Konzerthaus Solingen, Rolf Gössner Betriebsratswahlen 2018 – eine erste Bilanz, Rainer Perschewski Thema: Die soziale Frage Pauperismus, Arbeiterklasse und die Wiederkehr der sozialen Frage, Arnold Schölzel Von der Sklaverei zur Lohnsklaverei, Rainer Roth Die soziale Frage bei Friedrich August von Hayek, Patrick Schreiner Die Erosion des »Normalarbeitsverhältnisses«, Petra Heiner Share Economy: Weltkonzerne mit Tagelöhner-Armee, Werner Rügemer Zur Renaissance des Strafrechts in Zeiten sozialer Unsicherheit, Volkmar Schöneburg Die Geißel Arbeitslosigkeit beseitigen, Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik Dokumentation Für ein Recht auf gute Arbeit und gutes Leben, Partei Die Linke Positionen Zwischen bürgerlicher und proletarischer Revolution, Heiner Karuscheit ›Idealistische‹ (Hegel) und ›materialistische‹ Dialektik (Marx und Engels)?, Richard Sorg Diskussion Syrien, die Kurden und eine verkürzte Solidarität, Joachim Guilliard Rezensionen Hans Heinz Holz: Die Sinnlichkeit der Vernunft. Letzte Gespräche, (Nina Hager) Strutynski, Peter: Die Welt verändern … nicht nur interpretieren. Gesammelte Aufsätze (Georg Fülberth) Stefan Dietl: Die AfD und die soziale Frage. Zwischen Marktradikalismus und »völkischem Antikapitalismus« (Kurt Baumann) Werner Seppmann: Kapital und Arbeit. Klassenanalysen I (Herbert Münchow) Christoph Henning: Marx und die Folgen (Franz Anger) Stefan Berger (Hg.): Gewerkschaftsgeschichte als Erinnerungsgeschichte (Rainer Venske) Peter Brandt: »Freiheit und Einheit«, Beiträge zu den deutschen Freiheits- und Einheitsbestrebungen während des langen 19. Jahrhunderts (Bd. 1+2) (Günther Wehner) Holger Wendt, Der lange Marsch der »Neuen Marxlektüre«, MASCH-Skript (Klaus Müller)