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Eine Ahnung von Vollkommenheit

Roman

Erschienen am 06.10.2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570009963
Sprache: Deutsch
Umfang: 448 S.
Format (T/L/B): 4 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Witzig, warmherzig, skurril.- Kluge Frauenliteratur. Harley ist nach drei gescheiterten Ehen vom Leben enttäuscht. In der Hoffnung auf einen Neuanfang geht sie ins australische Provinznest Karakaook, um dort ein Heimatmuseum aufzubauen und eine alte Brücke als Touristenattraktion zu vermarkten. Eine leichte Aufgabe, wäre da nicht der Ingenieur Douglas, der jene alte, aber baufällige Brücke abreißen soll. Douglas, ein schüchterner Mensch, beobachtet Harley aus sicherer Entfernung. Und obwohl die Brücke sie zu Widersachern macht, überwiegt bei beiden schließlich die Neugier. Warmherzigironisch und mit bestechendem Blick für Situationskomik beschreibt Kate Grenville zwei Menschen, die trotz vieler Widrigkeiten und skurriler Hindernisse schließlich ihr Glück finden.

Leseprobe

In den schlauen Einrichtungsmagazinen seiner Exfrau hatte Douglas Cheeseman gelesen, Matratzendrillich habe Pfiff. Vorhänge aus Matratzendrillich, hatte Marjorie ihm erklärt, wirkten ähnlich pfiffig wie eine alte Singer mit Fußantrieb als Blumenständer für Frauenhaarfarn. Allerdings bezweifelte Douglas, dass es sich bis ins Caledonian Hotel von Karakarook, New South Wales, 1374 Einwohner, herumgesprochen hatte, wie viel Pfiff Vorhänge aus Matratzendrillich hatten. Als er den Stoff zurückschob, um aus dem Fenster zu schauen, spürte er den kalten, darin haftenden Staub. Über das Wellblechdach des Nachbargebäudes hinweg konnte er fast ganz Karakarook überblicken. Das Städtchen sah aus, als wäre es einfach in den Talgrund entlang des Flusses hinabgerutscht und dort liegen geblieben. Hinter den letzten versprengten Häusern am Hang wölbten sich baumlose Viehkoppeln, und weiter oben verschwanden die Hügelkuppen unter dunklem Buschgelände. Über allem spannte sich ein blassblauer, von der Hitze gebleichter Himmel. Vom Fenster aus war ein Teil der Parnassus Road zu sehen, die breit und leer wie eine Flugzeuglandebahn in der Nachmittagshitze brütete. Vor der Ladenzeile parkten ein paar Autos diagonal zum Bordstein, als stupsten Kaulquappen an einen Stein. Ein Hund lag leblos ausgestreckt vor dem Eingang eines leeren Ladens. Die Markisen über den Geschäften warfen gezackte schwarze Schattenfelder, und eine glühende Sonnenscheibe brannte unbarmherzig vom Himmel herab. Ein Pickup kam in langsamem Tempo die Straße hochgefahren und rangierte an den Bordstein. Seine Farbe war vor lauter Staub nicht mehr zu erkennen. Ein Mann, über dessen gewaltigem rundem Bauch sich ein blaues Hemd spannte, stieg aus und verschwand unter den Ladenmarkisen gegenüber dem Caledonian. Douglas hörte, wie eine Tür quietschend aufgeschoben wurde und mit einem dumpfen Geräusch wieder zufiel. GENERAL STORE EST 1905 war auf der Fassade oberhalb der Markise zu lesen, die glänzende Markise jedoch trug den Schriftzug MINIMART. Douglas sah sich weiter um, doch nichts bewegte sich mehr. Er stand am Fenster, die Hand auf den Rahmen gestützt, und spürte die Hitze, die vom grauen Wellblechdach des Ladens unter ihm aufstieg. Nachdem lange Zeit nichts passiert war, tauchte am Ende der Straße ganz klein ein altes braunes Auto auf, das langsam größer wurde und zögernd am Bordstein vor dem General Store einscherte. Eine Frau stieg aus, stemmte die Hände in die Hüften und blickte die Straße hinauf und hinunter. Unbekümmert stand sie einfach nur da und schaute. Sie wirkte streng, gleichzeitig aber auch erfreut und interessiert, als wäre die Parnassus Road in Karakarook ein eigens zu ihrem Vergnügen ausgestelltes Diorama. Sie war eine große, hagere, farblose Person, hoch gewachsen und eigentümlich, trug einen fransigen Haarschnitt und ein weißes T-Shirt, an dem sich die Schulternaht löste. Die besten Jahre hatte sie längst hinter sich, und dass sie jemals hübsch gewesen war, schien eher unwahrscheinlich. Breitbeinig wie ein Mann stand sie da. Ihre Brüste zeichneten sich unter dem alten TShirt ab, doch ihrer Haltung nach zu urteilen, hatte sie vergessen, dass Brüste sexy waren. Sie beulten das TShirt einfach auf die gleiche Art aus wie ihre Knie die schwarze Jogginghose. Sie war schmucklos. Das T-Shirt hing ihr von den Schultern und schloss oben am Hals gerade ab. Kein Kragen, kein Schal, keine Perlen, keine Ohrringe. Ihr Kopf ragte einfach aus dem T-Shirt, als wollte er sagen: Hier bin ich. Was dagegen? Douglas stand da, den Vorhang in der Hand, und beobachtete, wie die Frau auf die ungeschützt unter dem Himmel liegende Parnassus Road schaute. Ein Salz-der-Erde-Typ. Salz der Erde. Das war eine von Marjories Formulierungen. Was sie damit meinte, war: schlecht gekleidet. Aus der Körperhaltung der Frau, die mit den Händen in den Hüften dastand und über die Straße blickte, als gehörte sie ihr, konnte er auf ihr Leben schließen. Ein ordentliches Leben mit guter Bodenhaftung, Leseprobe

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